Oktober 2024 | Riffreporter – In unserer Reihe „Geschichte kompakt“ stellen wir Fachleuten fünf Fragen zu einem Thema. Heute sprechen wir mit Robin Leipold vom Karl-May-Museum in Radebeul über das Leben und Wirken von Karl May.

Umstritten war der Schriftsteller Karl May wohl schon immer. Der Autor der Winnetou-Romane führte selbst ein abenteuerliches Leben – Haftstrafen inklusive. In den letzten Jahren stand sein Werk im Zentrum von Debatten rund um Wahrheit und Klischees über das Leben der indigenen Einwohner Nordamerikas. Im Interview beantwortet Robin Leipold vom Karl-May-Museum Radebeul fünf Fragen zu Karl May.

RiffReporter: Karl May schrieb zahllose Bücher über den „Wilden Westen“ ohne zuvor dort gewesen zu sein. Wie hat er das gemacht?

Robin Leipold: Karl May hat sehr stark die Kraft seiner Fantasie genutzt, die bei ihm wirklich extrem ausgeprägt war. May besaß aber auch ein breites Allgemeinwissen. Wir sehen das in seiner Bibliothek mit fast 3000 Bänden. In den Büchern gibt es viele Anstreichungen und Bemerkungen, er hat also wirklich mit ihnen gearbeitet. Schon in seiner Jugend haben ihn Geschichten wie die Lederstrumpf-Romane von James Fenimore Cooper fasziniert. Zusätzlich hat er andere Reiseschriftsteller gelesen – und zum Teil seitenlang von ihnen abgeschrieben. Zu seinen Hauptquellen zählten die Reisebeschreibungen von George Catlin, die 1848 erstmals auf deutsch erschienen. Diese Werke hat Karl May sehr genau studiert und dort hat er sich viele Inspirationen geholt. (…)

Erschienen bei Riffreporter.