Dezember 2024 | Spektrum der Wissenschaft – Die Althistorikerin Mary Beard wirft einen Blick auf das wahre Leben der römischen Kaiser. Auch dank ihrer ungekünstelten Schreibweise wird das zu einem echten Lesevergnügen.

„Denn die einen sind im Dunkeln und die anderen sind im Licht. Und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht“, dichtete einst Bertolt Brecht. Es scheint ja zu stimmen: Über die Herrscher aller Zeiten weiß man sehr viel mehr als über all die Bauern oder Handwerker, deren Lebensgeschichten sich Historiker nur selten annehmen. Ganz besonders im Glanz dieses Lichts standen die römischen Kaiser.

Und so kann, wer in Museen geht, überall ihre Büsten bewundern, die in großer Zahl gefertigt wurden. Wer lieber liest, erfährt in den „Kaiserbiographien“ Suetons viel Klatsch und Tratsch aus ihrem Leben. So weit, so sichtbar – scheinbar. Denn wer beispielsweise Suetons Beschreibungen von Körper und Gesicht der Kaiser mit deren Büsten vergleicht, stellt verwundert fest: Worte und Darstellungen stimmen in keinem einzigen Fall überein. Was also ist wahr? Die Beschreibungen? Die Büsten? Oder vielleicht weder das eine noch das andere? (…)

Erschienen in Spektrum der Wissenschaft.