Die Gegenwart ist kompliziert. Manchmal hilft ein Blick in die Geschichte, um das Heute besser zu verstehen und einzuordnen. Dazu kann Geschichtsjournalismus einen Beitrag leisten – meistens auf eine von drei Arten.
- Häufig wird die Vergangenheit zu Jahrestagen aller Art wieder relevant. Vertreter von Verbänden und Politiker halten Reden, Journalisten berichten in den Medien und teils entspinnt sich eine gesellschaftliche Diskussion.
- Manchmal ähnelt eine aktuelle Situation einer historischen Begebenheit. Geschichte wiederholt sich zwar nie exakt, aber Muster und Ähnlichkeiten finden sich zuhauf.
- Die Gegenwart folgt auf die Geschichte. Wie sich die Gegenwart entwickelt hat und warum sie so ist, wie sie ist, lässt sich oft vor allem historisch erklären.
Inhaltliche Schwerpunkte
Im breiten Feld des Geschichtsjournalismus habe ich mich in meiner Arbeit als Geschichtsjournalist oft mit drei Schwerpunkten beschäftigt: Der Geschichte der USA, der Spätantike und der deutschen Geschichte seit dem 19. Jahrhundert.
Rund zwanzig Mal habe ich die USA auf Recherchereisen bislang besucht. Oft wurden diese Reisen zum Anlass, auch über die Geschichte des Landes zu berichten – gewissermaßen als „Geschichtsreporter“. Von der Ankunft der Mayflower an der Küste Neuenglands im Jahr 1620 über die ersten Konflikte zwischen europäischen Siedlern und den in Amerika lebenden Indianern, die amerikanische Revolution bis zur Frage, wie die Prohibition bis heute die amerikanische Kultur prägt.
Die Spätantike, die Zeit in etwa zwischen den Jahren 300 und 600 n. Chr., ist eine Zeit tiefgreifender Umbrüche, die die Welt Europas für immer verändert hat. Auf eine letzte Blüte des Römischen Reiches folgte zumindest im Westen ein gnadenloser Verfall. Wie konnte es soweit kommen? Welchen Einfluss hatten interne Konflikte, etwa das Machtstreben einflussreicher Militärs, und externe Faktoren, unter anderem eine veränderte Organisation der germanischen Gesellschaften an den Grenzen des Römischen Reiches?
Die Wurzeln der Gegenwart lassen sich besonders gut in der deutschen Geschichte der vergangenen zweihundert Jahre aufspüren. Etwa in den wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Weichenstellungen des 19. Jahrhunderts, die die deutsche Gesellschaft nach wie vor prägen. Mit dem Nationalsozialismus, der deutschen Teilung und Migrationsbewegungen nach dem Krieg verbinden viele von uns auch familiäre oder persönliche Erinnerungen. Und manche Debatten wirken seltsam vertraut. So ähnelt die Diskussion um die Pockenimpfung im Kaiserreich an den Streit um die Corona-Impfung.
Mediengattungen
Mit Geschichte und ihrer Bedeutung für die Gegenwart habe ich mich für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften immer wieder beschäftigt, darunter „Spiegel Geschichte“, „P.M. History“ und „Geo Epoche“. Zusammen mit Manuela Kay habe ich außerdem in der siebenteiligen Audio-Doku „Eldoradio“ die Geschichte der gleichnamigen Radiosendung untersucht. Die Doku ist als Podcast erschienen.
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Mit „Geschichtsjournalismus zwischen Information und Inszenierung“ befasst sich ein interessanter Sammelband, den Klaus Arnold, Walter Hömberg und Susanne Kinnebrock im LIT-Verlag herausgegeben haben.