Februar 2018 | G/Geschichte – Bei Nordkoreas Atomprogramm drehen Donald Trump und Kim Jong-un an der Eskalationsschraube. Der Konflikt hat alte Wurzeln.

Wie Satire wirkt das Stück, das der amerikanische Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Staatsführer Kim Jong-Un aufführen. Nachdem Trump den Nordkoreaner als „Raketenmann auf Selbstmordmission“ bezeichnet hat, erklärte Kim seinen Widersacher zum „verrückten alten Mann“, der den Bezug zur Realität verloren habe. Doch die Show der beiden ist bitterer Ernst. Ihre Länder sind mit Atomwaffen ausgerüstet, deren Einsatz sie mittlerweile mehr oder weniger unverblümt in Aussicht stellen. Die Diskussionen um gegenseitige Abschreckung oder Zweitschlagsfähigkeit wirken wie Wiedergänger aus der Zeit des Kalten Krieges.

Tatsächlich reichen die Wurzeln des aktuellen Dramas bis in den beginnenden Ost-West-Konflikt zurück. So wie die Sieger des Zweiten Weltkriegs auf Konferenzen über die Aufteilung Deutschlands entschieden, besprachen sie auch die Neuordnung Asiens. Im Jahr 1943 schlug der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt auf der Konferenz von Kairo vor, das japanisch besetzte Korea nach dem Zweiten Weltkrieg zu teilen. Der Plan blieb im Ungefähren – bis im August 1945 sowjetische Panzerverbände die koreanische Grenze überschritten. In Washington beugten sich nun in aller Eile einige Offiziere über die erstbeste Koreakarte, die sie finden konnten. Den Grenzverlauf zeichneten sie auf eine Seite des Magazins „National Geographic“: Die Gebiete nördlich des 38. Breitengrades sollte die Sowjetunion verwalten, den Süden die Amerikaner. (…)

Zusätzlich: Interview mit Matthias Naß, Internationaler Korrespondent der „Zeit“ und Autor des Buches „Countdown in Korea“ (2017).

Erschienen in G/Geschichte 3/2018: Kreuzzüge gegen Ketzer (€).