Oktober 2021 | Welt am Sonntag – Das Land öffnet im November endlich wieder die Grenzen. Eine besondere Gegend jenseits der Touristenpfade ist Sangkhlaburi an der Grenze zu Birma – mit üppiger Natur, ländlichem Alltag und ohne Bling-Bling.

Báo, der Bootsführer, gibt richtig gerne Gas. Doch selbst mit dem Geknatter seines Außenbordmotors kann er die mystische Stimmung nicht vertreiben, die zum Sonnenaufgang auf dem Khao-Laem-See im Westen Thailands liegt. Am frühen Morgen steigt feiner Nebel aus dem Wasser, streicht erstaunlich warm über das Gesicht und bleibt, sofern vorhanden, im Bart hängen. Aus den mit dichtem Dschungel bewachsenen umliegenden Bergen steigen in groben Fetzen Wolken in den Himmel, orangefarben grüßt in der Ferne hinter dem Gebirge die Sonne und lässt den See wie verwunschen leuchten. In einem Wettbewerb der Bilderbuchlandschaften hätte diese ganz sicher einen Spitzenplatz inne.

Einige Minuten nach dem Báo mit seinem Longtail-Boot vom Pier im Örtchen Sangkhlaburi abgelegt hat, verringert er das Tempo. Langsam gleitet das Boot nun über die seichten Wellen. Wie aus dem Nichts ragt plötzlich die Spitze eines versunkenen buddhistischen Tempels aus dem Wasser. Ein Stückchen weiter, in Richtung des Ufers, bedeckt der See jetzt, am Ende der Regenzeit, einen weiteren Tempel vollständig. Der Khao-Laem-See birgt offenkundig so manche Überraschung. (…)

Erschienen im Oktober 2021 in der Welt am Sonntag.