Mai 2023 | Das Parlament – Wie sich die Bevölkerung Taiwans demokratische Rechte erstritten hat, beeinflusst auch die Art und Weise, wie sie heute auf China blickt, sagt die Abgeordnete Fan Yun.

Fan Yun, die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) beansprucht Taiwan als chinesisches Staatsgebiet und spricht sich für eine Vereinigung von Taiwan und China aus. Sie sind dagegen. Warum?

Ich sehe keine Möglichkeit für die Taiwaner, eine Vereinigung mit China zu akzeptieren. Mit wem sollen wir uns denn vereinen wollen? Mit einem Land, das die eigene Bevölkerung brutal verfolgt? Natürlich beeinflussen auch meine Identität als Taiwanerin und die Erinnerungen an den Kampf um die Demokratie in Taiwan meine Ansichten.

Umfragen zeigen, dass die Zahl derjenigen Bürger Taiwans nachlässt, die sich als Chinesen bezeichnen. Dafür verstehen sich immer mehr als Taiwaner, so wie Sie selbst. Ist das auch ein Ergebnis der Bildungspolitik, die heute einen stärkeren Fokus beispielsweise auf die taiwanische Geschichte legt?

Natürlich hat das einen Einfluss auf das Selbstverständnis junger Taiwanerinnen und Taiwaner. Mein Vater ist als Soldat [der nationalchinesischen Regierung, Anm. d. Red.] Chiang Kai-Sheks nach Taiwan gekommen. Aber die indigenen Taiwaner leben hier schon seit tausenden Jahren. Sie wurden während der japanischen Kolonialzeit ebenso unterdrückt wie durch das Regime Chiang Kai-Sheks. Als ich in der Schule war, lernten wir alles über die Geografie und die Geschichte Chinas. Aber wir haben nicht ein einziges Mal über die Geschichte der indigenen Taiwaner gesprochen. Jetzt fangen wir an, sie kennenzulernen und sie zu verstehen. Das ist ein Ergebnis der Bemühungen der DPP-Regierung in den 2000er Jahren. (…)

Erschienen in Das Parlament, Ausgabe 20-21 2023 sowie online.