Mai 2023 | Spektrum Geschichte/Spektrum der Wissenschaft – Jahrhundertelang lebten auf Taiwan indigene Gruppen unbehelligt von den großen Nachbarmächten. Das änderte sich im 17. Jahrhundert mit Ankunft der Europäer und einem Bürgerkrieg in China – mit Folgen bis heute.
Das Entsetzen musste groß gewesen sein, als die niederländische Besatzung des Forts Zeelandia am 30. April 1661 in Richtung des offenen Meeres blickte. Am Horizont zeichneten sich nach und nach die Segel hunderter chinesischer Dschunken ab. Schätzungsweise 25 000 Mann beförderte die Armada. Über deren Ziel machten sich die Niederländer keine Illusionen: Die Chinesen wollten sie von der Küste Taiwans vertreiben.
Erst ein Jahr zuvor hatte der Gouverneur Zeelandias, Fredrick Coyett (1615/20–1687), seine Vorgesetzten in Batavia, dem heutigen Jakarta, um Unterstützung gebeten. Doch die Kapitäne, die daraufhin nach Taiwan gekommen waren, erkannten keine Gefahr und zogen wieder von dannen. Als die Chinesen dann tatsächlich angriffen, war die Besatzung Zeelandias auf sich gestellt. Hoffnungslos unterlegen, machte sie sich an die Verteidigung ihres Forts, dessen Überreste heute zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der 800 000 Einwohner zählenden Stadt Tainan zählen. (…)
Der Text ist erschienen in „Spektrum Geschichte“, Ausgabe 23.02 sowie online bei Spektrum der Wissenschaft.