Februar 2020 | G/Geschichte – Berühmt wurde Ludwig van Beethoven in Wien. Doch nicht nur dort wird in diesem Jahr der 250. Geburtstag des Ausnahmemusikers gefeiert, sondern auch in Bonn – seiner Heimatstadt. Die prägte ihn sein Leben lang.

Schon nach dem zweiten Satz halten sich die Zuschauer bei der Weltpremiere von Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie nicht mehr auf den Rängen. Mit Begeisterungsstürmen feiern sie den Komponisten, der sein Stück an diesem Abend selbst dirigiert. Doch der, längst taub, bemerkt den Beifall nicht, steht er doch mit dem Rücken zum Publikum. Erst als ihn eine Musikerin auf die Ovationen hinweist, dreht er sich um und nimmt sie gerührt entgegen. Dabei steht der Höhepunkt der Sinfonie eigentlich erst noch bevor, wenn Chor und Solisten im vierten Satz einsetzen: Freude, schöner Götterfunken!

Als Beethoven die 9. Sinfonie 1824 uraufführte lebte er schon seit Jahrzehnten in Wien. Hier hatte er seine bedeutendsten, bis heute berühmten Stücke komponiert: Die 5. Sinfonie („ta-ta-ta-daa!“), die Missa solemnis, die Hammerklaviersonate, das 5. Klavierkonzert. Vor allem der Beethoven jener Zeit ist uns bis heute bekannt: Beethoven der Ausnahmekünstler. Beethoven, der, obschon ertaubt, Musik für die Ewigkeit schrieb. Beethoven, der stets unglücklich Verliebte. Beethoven, der leicht reizbare Choleriker, allseits gefürchtet für seine Wutausbrüche. Doch aufgewachsen ist Beethoven nicht in Wien, sondern in Bonn. „Und man sollte die Bonner Jahre auf keinen Fall unterschätzen“, sagt Christine Siegert, Leiterin des Beethoven-Archivs im Gespräch mit G/GESCHICHTE. (…)

Erschienen im Februar 2020 in G/Geschichte 3/2020: Das Duell der Könige. Der Hundertjährige Krieg (€).