Dezember 2016 | Spartacus Traveler – Mit Karacho auf Pferden durch die Arena jagen, auf bockigen Bullen reiten und Haltung beim Line Dance zeigen – längst haben Schwule und Lesben die Kultur des Wilden Westens für sich erobert. Und sie dabei gleich auch modernisiert.

Niemand wagt in diesen Momenten zu atmen: Wenn das Gatter aufspringt und ein dumpfer Brummton erklingt, beginnt der Kampf zwischen Mensch und Tier. Sechs Sekunden lang muss der Reiter auf dem wilden, bockigen Bullen sitzen bleiben. Sechs Sekunden, in denen das Tier versucht, den lästigen Menschen auf seinem Rücken abzuschütteln, in denen es springt, mit den Hufen schlägt und in denen jederzeit die Gefahr besteht, dass der Reiter stürzt und vom Bullen verletzt wird. Doch nur wer in diesen sechs Sekunden oben bleibt und eine gute Figur macht, bekommt von den Kampfrichtern Punkte. Wer vorher runterfliegt ist raus.

„Es ist ein High, das man eigentlich nicht erklären kann“, beschreibt Wade Earp das Gefühl auf dem Rücken des Bullen. „Man reitet auf einem wilden Tier, baut dann eine Verbindung auf, versucht, eins zu werden mit ihm. Es ist ein Tanz.“ Ein Tanz, der auch Veteranen wie Wade, der seit 13 Jahren an Rodeos teilnimmt, nicht leichtfällt: Nach drei Sekunden gelingt es dem Bullen an diesem Tag, Wade abzuschütteln. Hier im Texas Horse Park, einem überdachten Hippodrom etwas außerhalb des Stadtzentrums von Dallas, veranstaltet die Texas Gay Rodeo Association ihr schwul-lesbisches Rodeo. (…)

Erschienen im Dezember 2016 in Spartacus Traveler.