Januar 2020 | G/Geschichte – Heinrich IV., der erste Bourbonenmonarch, gilt heutzutage als ‚der gute König Heinrich‘, der sein Land nach blutigen Religionskriegen befriedete. Zu Lebzeiten schlug ihm oft blanker Hass entgegen.

Foto der ersten Seite des Heinrich-Textes in G/Geschichte.

Eine Traumhochzeit war gar nicht erst zu erwarten, als Margarete von Valois, französische Prinzessin, am 18. August 1572 Heinrich von Navarra aus dem Hause der Bourbonen heiraten sollte. Weder vor noch während der Hochzeit versteckte die 20-jährige Braut ihre Abneigung gegenüber dem wenige Monate jüngeren Bräutigam. Selbst ihr Kopf musste während der Trauung gewaltsam von ihrem Bruder nach unten gedrückt werden, um überhaupt irgendetwas als Zustimmung zur Ehe deuten zu können. Doch all dies war nur ein lauer Vorgeschmack auf den Albtraum, der in den kommenden Tagen und Wochen folgen sollte. Denn gemeinsam mit einem Friedensvertrag sollte die aus politischen Gründen arrangierte Hochzeit zwischen der katholischen Prinzessin und dem Anführer der protestantischen Hugenotten eigentlich den seit zehn Jahren andauernden Bürgerkrieg im Land beenden. Dieser Plan aber ging gründlich schief. 

Stattdessen kam es erst zu einem offenbar von der Königin in Auftrag gegebenen Attentat auf einen führenden Hugenotten und anschließend zu einem regelrechten Blutrausch des Pariser Bürgertums, bei dem viele Hugenotten, die sich aus Anlass der Feier in der Hauptstadt aufhielten, ermordet wurden. In den folgenden Wochen griffen im ganzen Land Bürger zu den Waffen. Mehrere tausend Männer, Frauen und Kindern sind bei diesem als „Bartholomäusnacht“ in die Geschichte eingegangen Pogroms ums Leben gekommen. „Bis heute“, schreibt der Historiker Thomas Nicklas von der Universität Reims, „gilt die Bartholomäusnacht als Inbegriff eines unmenschlichen, mordenden Fanatismus.“ Nur knapp entkam Heinrich, der neue Gemahl der Prinzessin, dem Töten. Als Geisel durfte er den Hof anschließend jahrelang nicht verlassen.

Erschienen im Januar 2020 in G/Geschichte Ausgabe 2020/2, „Die Bourbonen“ (€).