April 2019 | L-Mag – Das Stonewall Inn, im 1969 Schauplatz der Aufstände in der Christopher Street, gehört seit 2006 der lesbischen New Yorkerin Stacy Lentz. Im Gespräch mit L-Mag verrät sie, wie sie mit dem berühmten Namen umgeht.

Schon aus einiger Entfernung leuchtet der Name der Bar in rotem Neon verheißungsvoll: The Stonewall Inn. Das zweistöckige Gebäude in der New Yorker Christopher Street, in dem sie sich befindet, ist seit 2016 ein National Monument, denn hier wurde Geschichte geschrieben. Vor 50 Jahren, im Juni 1969, wurden die Bar und die Straße vor ihr zum Schauplatz des bis dahin größten queeren Aufstands der amerikanischen Geschichte. Nach einer Razzia wehrten sich die Gäste der Bar gewaltsam gegen die Polizeischikane, erst eilig herbeigerufene Bereitschaftseinheiten konnten die aufgebrachte Menschenmenge auseinandertreiben. Wenige Monate später schloss das Etablissement. Erst Ende der 1980er-Jahre eröffnete erneut eine Bar, die jedoch zunehmend herunterkam. Dass der für die queere Bewegung so symbolische Ort heute noch besteht, ist unter anderem Stacy Lentz zu verdanken. Gemeinsam mit Partnern kaufte die 48-jährige New Yorkerin die Bar im Jahr 2006 und intensivierte die Kontakte in die New Yorker LGBT-Community. Stacy ist auch für die vom Eigentümer-Team gegründete gemeinnützige Stiftung „Stonewall Gives Back“ zuständig. Zum Interview empfängt sie in der Bar – und zeigt sich als ein wahres Energiebündel, schnell redend und sprudelnd vor Ideen. Mit einem „right?“ vergewissert sie sich regemäßig, dass der Gast aus Deutschland ihr noch folgen kann. Weil sich im Erdgeschoss an jenem Freitagnachmittag bereits rund 30 Gäste eingefunden haben, führt sie ins nur an den Abenden fürs Publikum geöffnete Obergeschoss. Auf der hier befindlichen kleinen Bühne trat Anfang des Jahres unangekündigt auch Superstar Madonna auf. Dem Ruf des Namens Stonewall Inn kann sich eben niemand so leicht entziehen. (…)

Erschienen im April 2019 in L-Mag, Ausgabe Mai/Juni 2019.