April 2019 | L-Mag – Die Stonewall-Aufstände wurden zur Initialzündung einer neuen Homosexuellen-Bewegung und der weltweiten CSDs. Das 50. Jubiläum wirft viele Fragen auf: Darüber, was sich im Juni 1969 genau zutrug. Und wieviel vom Erbe der Aufstände ein halbes Jahrhundert später noch übrig ist.

Um 1:20 Uhr tanzen und trinken rund 200 Gäste in der New Yorker Homobar The Stonewall Inn, als die Polizei die Party jäh beendet. Im Zentrum der Razzia steht zwar die Mafia, die damals die Bar betreibt. Doch auch die Gäste werden schikaniert, ihre Identität festgestellt. Gegen die meisten Gäste liegt zwar nichts vor, einige aber werden von der Polizei in Handschellen abgeführt. Unter den Verhafteten: Eine Lesbe. Als kräftige, große Butch trägt sie nicht nur die Haare kurz, sondern auch mindestens drei Kleidungsstücke, die für Männer vorgesehen waren. Damit verstößt sie gegen ein altes New Yorker Gesetz, das zum eigenen Geschlecht passende Kleidung verlangt. Sich gegen ihre Verhaftung wehrend, wird sie schon auf dem Weg zum Streifenwagen mit einem Gummiknüppel geschlagen. Auf die Rückbank des Polizeiautos bugsiert, flieht sie aus der anderen Tür, bevor sie erneut von Polizisten ergriffen wird. An die sich vor der Bar versammelnde Menge ruft sie um Hilfe: „Warum tut hier denn niemand irgendwas?“ (…)

Erschienen im April 2019 in L-Mag, Ausgabe Mai/Juni 2019.