Januar 2022 | Das Parlament – Demonstranten hinterfragen die Rolle des Königs im Staat Thailand und brechen damit ein Tabu. Die Proteste flauen aber wieder ab.

Für Worte wie diese kann es in Thailand richtig Ärger geben: „No Kings“ steht in weißen und roten Lettern auf schwarzem Grund. Mitten im Zentrum von Bangkok hängen Demonstranten am 12. Dezember ein großes Banner mit diesem Aufdruck an eine Fußgängerbrücke. Darunter versammeln sich einige wenige Hundert Menschen zu einer Kundgebung, schätzt der deutsche Journalist Sebastian Wirth, der den Auflauf beobachtet hat. Eine Protestierende hält ein Plakat in die Höhe: „No God. No King. Only Human“ ist zu lesen. Mit Forderungen wie diesen lebt man in Bangkok am Rande der Legalität. Denn Kritik am König ist streng verboten. Artikel 112 des thailändischen Strafgesetzbuches sieht für Majestätsbeleidigung bis zu 15 Jahre Haft vor, die Mindeststrafe beträgt drei Jahre. Auch gegen dieses Gesetz wenden sich einige Demonstranten. „Cancel 112“, fordern sie.


Kritik am Königshaus ist in Thailand nicht nur verboten, sondern war lange auch völlig unüblich. Der König galt als sakrosankt, wurde in weiten Teilen der Bevölkerung verehrt. Doch in den letzten Jahren wurde dieses Tabu zunehmend infrage gestellt. Immer öfter fordern Kritiker nun auch öffentlich Reformen der Monarchie. Nur wenige gehen indes so weit, auch ihre Abschaffung zu verlangen. (…)

Erschienen am 03. Januar 2022 in „Das Parlament“, Ausgabe 1-2 2022 und online.