April 2020 | enorm – Einst galten Mikrokredite als Königsweg aus der Armut, in den vergangenen Jahren hagelte es dann Kritik. Mittlerweile zeigt sich: Die Investition ist im Einzelfall durchaus sinnvoll – wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Ein Beispiel aus Vietnam.

Screenshot der Seite im enorm Magazin

Stolz führt Bui Thi Kim Yen durch ihr kleines Geschäft in der vietnamesischen Stadt Hue. Die junge Frau mit hochgesteckten Haaren und selbstbewusstem Blick hat sich vor einem Jahr mit einem Suppenladen selbstständig gemacht. Gemeinsam mit ihrer Schwester steht sie jeden Morgen ab 4.30 Uhr am Herd und kocht in großen Töpfen Reissuppe. Ihre Kunden können aus zahlreichen weiteren Zutaten wählen, darunter wohlriechende Kräuter, geschnittener Kürbis, Zwiebeln, Garnelen und Schweinefleischstreifen, und so jeweils selbst über den Geschmack ihrer Suppe entscheiden.

Dass sie eines Tages Inhaberin eines kleinen Ladens sein würde, hätte sich die 25-jährige Frau Bui vor einigen Jahren noch nicht ausmalen können. Schließlich gestaltete sich ihr Start ins Leben schwierig. Aufgewachsen in einer sehr armen Familie, fehlte ihr jedes Kapital für eine eigene Geschäftsgründung. Vor fünf Jahren hatte sie begonnen, als Angestellte in einem Suppenladen zu arbeiten. „Dort habe ich gelernt, wie man Suppen kocht“, berichtet sie. „Mit der Zeit wollte ich aber einen eigenen Laden eröffnen.“ Geholfen haben ihr in dieser Situation die drei lokalen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Codes, Cycad und Reach in Zusammenarbeit mit zwei europäischen Stiftungen, Plan International und der Tui Care Foundation. Sie gewährten Frau Bui einen Kredit über 10 Millionen Dong, umgerechnet knapp 400 Euro – und stellten damit das notwendige Startkapital. (…)

Erschienen im April 2020 enorm 2/2020: Pioniere der Nachhaltigkeit (PDF).

Im März 2020 online bei enorm veröffentlicht.