April 2020 | G/Geschichte – „Der Ring des Nibelungen“ ist ein Geniestreich. Doch die Sage ist für Richard Wagner nur eine Inspiration. Der Komponist bedient sich vielmehr in der nordischen Mythenwelt und bei den Märchen der Gebrüder Grimm.

Richard Wagner konnte sich das Stöhnen nicht verkneifen: „Was hilft‘s mir denn, wenn ich doch so schöne Noten schreibe, und keinen Sänger finde, der sie zu singen versteht?“ Anlass der Klage war die Premiere seines Meisterwerks – des „Ring des Nibelungen“, am 13. August 1876 in Bayreuth. Zahllose Legenden ranken sich um Pleiten, Pech und Pannen jener Uraufführung. Einige von ihnen hat der Wagner-Biograf Jens Malte Fischer zusammengetragen. Jene um Sängerinnen und Sänger beispielsweise, die entweder den anspruchsvollen Text nicht stimmsicher auf die Bühne brachten, oder die sie zwar singen konnten, sich dafür aber der teils abenteuerlich anmutenden Bühnentechnik aus Kränen und Eisengestellen nicht anvertrauen wollten.

Richard Wagners Idee einer möglichst realistisch wirkenden Inszenierung fiel deshalb an mehreren Stellen ins Wasser. Auch die Versorgung der Premierenbesucher ließ zu wünschen übrig, wie der russische Komponist Sergei Rachmaninow, ein Augenzeuge, beklagte. Stundenlang, so berichtet er, zogen die Besucher von einem Wirtshaus ins andere, in der oft vergeblichen Hoffnung, irgendwo eine warme Mahlzeit oder wenigstens ein Stück Brot zu ergattern. (…)

Erschienen im April 2020 in G/Geschichte 5/2020: Das Rätsel der Nibelungen (€).