Oktober 2020 | G/Geschichte – Im November 1620 erreicht die „Mayflower“ Neuengland. Doch die Gründung der Kolonie Plymouth gerät zur Katastrophe. Nur mit Hilfe der Wampanoag-Indianer könnte Plymouth überleben. Gelingt es, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen?
Schreie der Qual und der Todesangst dringen aus den wenigen niedrigen Holzhütten, durch deren dünne Wände der eiskalte Wind zieht. Kranke stöhnen darin unter hohem Fieber, bekommen wegen ihres quälenden Hustens oder einer Lungenentzündung keine Luft mehr. Darmerkrankungen und Durchfälle verbreiten sich, es fehlt an Nahrungsmitteln.
Vor einigen Wochen erst, im November 1620, haben 102 Passagiere der „Mayflower“ in der Neuen Welt die Siedlung Plymouth gegründet. Doch schon bedauern so manche ihre Reise – ein Mann verflucht unter Schmerzen seine Frau, die ihn erst dazu überredet hatte. Auch William Bradford, einen der Anführer der Siedlergruppe, erwischt es. Der Dreißigjährige bricht während der Arbeit zusammen und wird in die improvisierte Krankenstation eingeliefert. Dicht an dicht stehen hier die Betten auf einem Boden, der aus nichts als festgetretener Erde besteht. Nur sechs der Neuankömmlinge sind überhaupt noch gesund. In aller Eile schlagen sie Feuerholz, kochen den Kranken notdürftige Mahlzeiten, machen ihre Betten und waschen die schmutzige Kleidung. Allem Einsatz zum Trotz stirbt bis zum Ende des Winters die Hälfte der Siedler, darunter 14 der 26 Familienväter und fast alle erwachsenen Frauen. (…)
Erschienen im Oktober 2020 in G/Geschichte 2020/11: Tomahawk gegen Bibel. Puritaner, Indianer und die Geburt einer neuen Welt (€).