Dezember 2018 | G/Geschichte – Als Jugendlicher hasste er die Weißen. Sein Sinneswandel ist ein langer Prozess. Danach setzt sich King für ein friedliches Zusammenleben aller ein. Von nun an begleiten Schmutzkampagnen und Todesdrohungen seinen Weg.
„Steh auf! Steh auf, hab ich gesagt! Aufstehen – oder ich bring dich um!“, brüllt mir ein Mann mit rauer Stimme ins Ohr. „Hörst du das?“ fragt er drohend. Nach einer kurzen Pause zersplittert ein schweres Glas. „Nächstes Mal bist du das!“ Er ist nicht der einzige, der mich bedrängt. Dutzende aufgebrachte Männer und Frauen schreien auf mich ein. Dabei habe ich eigentlich nichts gemacht. Ich habe mich nur auf einen Stuhl gesetzt.
Nach 90 Sekunden ist die Audioaufnahme im Center for Civil and Human Rights in Atlanta glücklicherweise zu Ende. Sie lässt die Besucher über Kopfhörer hautnah nacherleben, wie sich jene schwarzen Demonstranten gefühlt haben müssen, die in den 1960er-Jahren in den Südstaaten der USA mit einem „Sit-in“ gegen die Rassentrennung protestierten. In Restaurants setzten sie sich auf jene Plätze, die ausschließlich für weiße Gäste reserviert waren. Es blieb nicht bei Beleidigungen. Die Protestierenden wurden angegriffen, bespuckt und mit Getränken überschüttet. (…)
Der Text ist in G/Geschichte Ausgabe 1/2019 erschienen (€).