Januar 2019 | G/Geschichte – Für Staats- und Parteichef Xi Jinping ist Taiwan allein schon aus historischen Gründen ein integraler Bestandteil seiner Volksrepublik. Die überwiegende Mehrheit der Taiwaner aber widerspricht. Und auch ein Blick in die Geschichte zeigt: Taiwan und China trennt ebenso viel, wie sie verbindet.
Über den Managern der amerikanischen Modemarke Gap hat sich in diesem Mai ein veritabler Shitstorm zusammengebraut. Die Firma hatte in Kanada T-Shirts verkauft, auf denen eine Karte Chinas zu sehen war. In der Volksrepublik löste das Design Empörung aus: Obwohl Peking Taiwan als Teil Chinas ansieht, war die Insel nicht mit abgedruckt. Zahlreiche Internetnutzer machten ihrer Wut in nationalistischen Posts Luft, bis die Gap-Manager um Entschuldigung baten. Auch Hotelketten und Fluglinien bekommen Ärger in China, wenn sie auf ihren Buchungsplattformen Taiwan als eigenes Land aufführen.
Neu ist der Konflikt nicht: Bei Sportveranstaltungen wie den Olympischen Spielen nimmt Taiwan auf Druck des großen Nachbarn schon seit 1984 nur unter dem Namen „Chinesisches Taipeh“ teil. Staaten, die Beziehungen zur Volksrepublik China unterhalten wollen, dürfen die Republik China, wie Taiwan offiziell heißt, nicht als souveränen Staat anerkennen. Auch von den Vereinten Nationen und allen ihren Organisationen bleibt Taiwan aufgrund des chinesischen Vetos ausgeschlossen. Seit der Wahl von Tsai Ing-wen zur taiwanesischen Präsidentin im Jahr 2016 hat sich die Tonlage jedoch erneut verschärft, sagt Klaus Bardenhagen, der seit 2009 als Journalist aus Taipeh berichtet, im Gespräch mit G/GESCHICHTE. „China will die Taiwaner bestrafen, weil sie eine Regierung gewählt haben, die Peking nicht passt.“ (…)
Erstmals erschienen im August 2018 in G/Geschichte 9/2018: Roms Bürgerkrieg (€).
Auf Niederländisch erneut veröffentlicht im Januar 2019 in G/Geschiedenis 1/2019: Ketters En Kruistochten (€).