Dezember 2015 | M+ – Mit Hilfe genetischer Analysen können Wissenschaftler den Verbreitungsweg von HIV immer genauer nachzeichnen. Einen Mann sprechen die Erkenntnisse deshalb frei: Der als „Patient Zero“ bezeichnete kanadische Flugbegleiter war nicht derjenige, der die Epidemie startete.
Der Ausbruch einer neuen, tödlichen Krankheit stellte die Medizin vor ein Rätsel: Im Juni 1981 berichteten Ärzte über seltsame Todesfälle bei an sich gesunden Männern, die Symptome einer sonst vor allem bei älteren Menschen bekannten chronischen Immunschwäche gezeigt hatten. Erste Aids-Fälle wurden in Los Angeles registriert, kurz darauf beobachteten Ärzte dieselbe Krankheit auch in New York. Betroffen waren zunächst vor allem Minderheiten: Schwule Männer, Drogengebraucher, Bluter und Einwanderer aus Haiti. In den folgenden Jahren wurde Aids zu einer der weltweit bedrohlichsten Seuchen seit der Großen Pest: Bislang haben sich 75 Millionen Menschen mit dem HI-Virus, das Aids auslöst, infiziert.
Wie konnte es dazu kommen? Lange Zeit war die Wissenschaft auf Spekulationen und unsichere Indizienketten angewiesen, einzelne Schuldige wurden gesucht. In Verdacht geriet ein 1984 in Québec verstorbener Flugbegleiter einer kanadischen Fluglinie, der in Kalifornien und New York mit mehreren HIV-positiven Männern Sex hatte. (…)
Erschienen im Dezember 2015 in M+.