April 2019 | G/Geschichte – Einst durchzog ein dichtes Straßennetz das Imperium der Inka. Brücken überspannten reißende Ströme, Treppen zogen sich an Felswänden empor. Wo früher Eilkuriere Nachrichten transportierten, tummeln sich heute massenhaft Touristen.

Nach einer letzten Wegbiegung haben die Wanderer ihr Ziel endlich vor Augen. Vier Tage lange sind sie schon unterwegs auf den oft groben Steinen des Inka-Trails. Nicht weit entfernt können sie nun die niedrigen Ruinen des Sonnentores erkennen, dem Eingang zu der ehemaligen Inka-Stadt: Machu Picchu. Neben ihr fallen zu beiden Seiten die Hänge des Bergrückens ab, hunderte Meter in die Tiefe. Schroff ragt hinter den Ruinen der 2700 Meter hohe Gipfel Huayna Picchu auf. Nebelschwaden ziehen malerisch die Felswände entlang, die Sonne wird nur gelegentlich von den Wolken verdeckt. Lamas laufen zwischen den verfallenen, teils restaurierten Ruinen umher, stoppen, um zu grasen. Besonders morgens, bevor die Touristen kommen, bietet die Inka-Stadt einen geradezu magischen Anblick.

Machu Picchu ist End- und zugleich Höhepunkt des Inka-Trails, einer historischen Straße der bis ins 16. Jahrhundert herrschenden Inka-Kultur. Über 46 Kilometer schlängelt sich der Weg durchs Hochgebirge der peruanischen Anden. Er zählt zu den berühmtesten Wanderstrecken der Welt: Knapp 200 000 Touristen beschreiten den Pfad jedes Jahr, das sind 500 pro Tag. Mehr lässt die Regierung Perus zum Schutz des antiken Erbes und der Natur nicht zu. Immer begleitet ein Guide deshalb auch die kleinen Wandergruppen. Wie groß das Interesse ist, zeigt die Wartezeit für eine Genehmigung: Manchmal sind Termine schon sechs Monate im Voraus ausgebucht. (…)

Der Text erschien im April 2019 in G/Geschichte 5/2019: Turniere. Die große Show des Mittelalters (€).