Mai 2019 | G/Geschichte – In der vernetzten globalisierten Welt gibt es heute noch indigene Gemeinschaften, die so gut wie keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Dass sie Schutz benötigen, ist weitgehend anerkannt – und wird doch immer wieder ignoriert.

Ende 2018 fand sich eine Meldung in den Schlagzeilen, die auf den ersten Blick wie aus einer anderen Zeit wirkt: Der junge Amerikaner John Allen Chau war auf der abgelegenen, von Indien verwalteten Insel North Sentinel im Indischen Ozean ums Leben gekommen. Und zwar nicht bei einem Unfall, sondern durch Gewalt: Beim Versuch, die auf der Insel lebenden Sentinelesen zum Christentum zu bekehren, haben ihn die Inselbewohner mit Pfeil und Bogen erschossen. Dass es derart unberührte Völker überhaupt noch gibt, hat damals vermutlich viele gewundert.

Kurz darauf rückten ähnlich abgeschiedene Kulturen erneut in den Blickpunkt, diesmal in Brasilien. Denn dessen neu gewählter, als rechtsextrem eingestufter Präsident Jair Bolsonaro hatte sich laut Medienberichten äußerst verächtlich über die dort lebenden indigenen Völker geäußert: „Es ist eine Schande“, wird er zitiert, „dass die brasilianische Kavallerie nicht so effektiv war wie die der Amerikaner, die ihre Indianer ausgerottet haben.“ Mehrfach sprach sich Bolsonaro zudem dafür aus, den Ureinwohnern in Brasilien keine neuen Schutzgebiete zuzuweisen, und drohte damit, bestehende aufzulösen. Die brasilianische Botschaft in Berlin hat eine Anfrage von G/GESCHICHTE nach der Authentizität dieser Berichte unbeantwortet gelassen. (…)

Der Text erschien im Mai 2019 in G/Geschichte 6/2019: Pompeji. Das Leben vor der Katastrophe.