Juni 2020 | G/Geschichte – Schon im Altertum nutzten Menschen die schmerzstillende und berauschende Wirkung des Schlafmohns und seines Saftes, des Opiums. Später entfachte die Droge Kriege zwischen zwei großen Mächten.

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Manchmal ziehen die unschuldigsten Leidenschaften die größten Konsequenzen nach sich. Etwa die Liebe der Briten für einen kräftigen „Five o’Clock“-Tee, die sie im 17. Jahrhundert entwickelten. Doch leider fühlt sich die Teepflanze im feuchten kühlen Klima Britanniens so gar nicht wohl. Umso mehr dafür in China. Was aber konnten die Briten den Chinesen im Tausch für Tee bieten? Bodenschätze wie Eisen oder Kupfer begeisterten die chinesischen Händler nicht. Auch englische Wolle oder Leinen waren im Land der Seide nicht gefragt. Einzig gegen harte Silberwährung waren die Chinesen zum Teeverkauf bereit. Angesichts des gewaltigen Teedurstes der Briten riss dies allerdings ein tiefes Loch in die Handelsbilanz.

Solange jedenfalls, bis die Briten doch noch etwas entdeckten, was sie den Chinesen anbieten konnten: Opium. Denn der Schlafmohn, aus dem Opium gewonnen wird, fand im britisch kontrollierten Indien ideale Wachstumsbedingungen. Das Problem, dass der Handel mit Opium in China schon seit Jahrzehnten verboten war, störte die Briten nicht weiter. Schon bald machten sich die ersten mit Opiumkisten beladenen Schiffe auf den Weg nach Osten. Noch auf hoher See wurde die heiße Ware auf kleinere Boote verladen, schließlich schmuggelten chinesische Zwischenhändler sie ins Land. Immer gewaltigere Mengen Opium strömten nach China: 4000 Kisten im Jahr 1819, zwanzig Jahre später bereits zehnmal so viele. Innerhalb kurzer Zeit wurde Großbritannien zum größten Drogendealer der Welt, mit Queen Victoria an der Spitze. (…)

Erschienen im Juni 2020 in G/Geschichte, Ausgabe 7/2020: US-Marines (€).