März 2016 | Spartacus Traveler – Alte Kioske werden zu hippen Treffpunkten, das heruntergekommene Viertel am Hafen zum Trendbezirk: Lissabon findet nach Jahren der Krise zu einem optimistischen Lebensgefühl. Gleichzeitig wächst die Offenheit für schwules Leben.
Zebrastreifen in Regenbogenfarben sind mittlerweile kaum noch etwas Besonderes – den Asphalt einer ganzen Straße pink zu streichen, das gibt es dagegen noch nicht so oft. Wohl aber in Lissabon, der portugiesischen Hauptstadt. Wer den quietschbunten Straßenbelag sehen will, sollte allerdings nicht zu zu lange schlafen. Abends nämlich ist die Rua Nova do Carvalho trotz guter Straßenbeleuchtung kaum mehr zu erkennen; gerammelt voll ist es dann. In die umliegenden Gebäude im ehemaligen Rotlichtviertel Cais do Sodré unweit des Hafens sind Bars eingezogen, das Publikum ist vom Alter her gemischt, die Stimmung gelöst. Homophob ist die Menge keineswegs, schwul geführt sind die Bars trotz des Straßenbelags aber auch nicht. Größere Gruppen von Jungs ohne weiblichen Anhang können deshalb Probleme haben, am Türsteher vorbei in die angesagtesten Locations wie die Bar Pensão Amor zu kommen.
Gleich um die Ecke, im Maxime sur Mer, auf den alten Kaimauern, stellt sich dieses Problem glücklicherweise nicht. Hier organisiert das queere Kollektiv Rabbit Hole eine Party, bei der sich die eher alternative Szene Lissabons trifft: Lesben, Trans* und Schwule sind zu Gast, viele aufgefummelt. „Wir wollen einen Ort schaffen, der Freiheiten bietet, auch alternative und nicht-normative Identitäten auszudrücken“, erklärt Miguel von Rabbit Hole die Idee. Organisiert haben die Macher in den vergangenen fünf Jahren nicht nur Partys, sondern auch Kunstausstellungen, Performances oder Mischungen aus allen diesen Elementen. (…)
Erschienen im März 2016 im Spartacus Traveler 2016/2 (€).