Juli 2016 | G/Geschichte Spezial – Zunächst riet Luther, Juden zu dulden, später, sie auszuweisen. Widersprüche machten es einfach, ihn in alle Richtungen zu vereinnahmen. Aber wie kam es zu seinem Sinneswandel und wie dachte er wirklich über die Juden?
Es ist der blanke Hass, der aus Martin Luther spricht: „Alles, was sie haben, haben sie uns gestohlen und geraubt durch ihren Wucher, weil sie sonst keine andere Nahrung haben.“ Für ihn steht in seiner 1543 veröffentlichten Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ fest: „Zweifle nicht aran, dass du nach dem Teufel keinen bittereren, giftigeren, heftigeren Feind habest, denn einen rechten Juden.“
Luther bleibt nicht bei allgemeinen Äußerungen, sondern gibt den Herrschern seine Zeit konkrete Anleitungen. Die meisten setzen sie allerdings nicht um. So empfiehlt er unter anderem, Rabbinern bei Todesstrafe zu verbieten, ihre Religion zu lehren, dass der Talmud und alle Betbücher beschlagnahmt und sogar, dass die Synagogen und Häuser der Juden verbrannt werden sollen – ein Ratschlag, der schließlich in den Novemberpogromen des Jahres 1938 zur Realität wurde. Dabei beriefen sich einige Nationalsozialisten explizit auf Luther. So schrieb etwa Martin Sasse, von 1934 bis 1942 Landesbischof der thüringischen evangelisch-lutherischen Landeskirche, in einer Broschüre: „Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen.“ (…)
Erschienen im Juli 2016 in G/Geschichte Spezial: Luther (€).