August 2018 | 360 Grad Afrika – Weil es in Namibia kein funktionierendes Ausbildungssystem gibt, suchen viele Betriebe der boomenden Tourismuswirtschaft erfolglos nach ausgebildeten Spezialisten. Gleichzeitig herrscht hohe Arbeitslosigkeit. Private Akademien bieten zwar Kurse an, doch können sich Jugendliche aus ärmeren Familien deren Gebühren oft nicht leisten.

Bratenduft zieht durch die Räume der Silver Spoon Academy in Windhoek. In der Lehrküche herrscht Hochbetrieb. Zwei junge Köche waschen Fenchel, andere schneiden Tomaten. Aus einem Dampfkochtopf zischt es. Silbrig glänzende Fische sind noch unter Klarsichtfolie verpackt – gleich werden sie gebraten, die Pfanne steht schon auf dem Herd. Mitten im Gewusel arbeitet Martin Shipanga. Von der Hektik lässt sich der 22-Jährige nicht anstecken, im Gegenteil. „Ich mag den Druck in der Küche“, sagt er. „Das ist eine Arbeitsatmosphäre, die mich nach vorne treibt.“

Seit Februar 2017 absolviert er an der Silver Spoon Academy eine Ausbildung zum Koch. Im August macht er seinen Abschluss. Obwohl die Arbeitslosigkeit in Namibia nach Berechnungen der Internationalen Arbeitsagentur der Vereinten Nationen bei rund 23 Prozent liegt, ist so gut wie sicher, dass Shipanga danach einen Job findet. Denn in jenen Branchen, die mit dem Tourismus zu tun haben, fehlen gut ausgebildete Fachkräfte. Seit Jahren steigt die Zahl der Besucher in Namibia an: 2016 kamen fast 1,5 Millionen Gäste, 5,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Mehr Touristen bedeuten mehr Nachfrage in Restaurants, Hotels und Lodges, und damit einen höheren Bedarf an Arbeitskräften in der Küche, bei der Bedienung und am Empfang. (…)

Erschienen in 360 Grad Afrika, Ausgabe 4/2018 (€).