Juni 2018 | G/Geschichte – Im 18. Jahrhundert wird ausgerechnet das abgelegene und verarmte Schottland zum Zentrum der Aufklärung. Die Entdeckungen und Ideen schottischer Denker, etwa des Ökonomen Adam Smith, prägen bis heute die Art, wie wir die Welt betrachten.
Geschäftiges Treiben prägt die kleine schottische Hafenstadt Kirkcaldy, am nördlichen Ufer des Firth of Forth, auf dessen anderer Seit die Hauptstadt Edinburgh liegt. Im 18. Jahrhundert leben hier nur rund 2000 Menschen, dennoch besitzen die Kaufleute des Orts mehrere beeindruckende Segelschiffe. Am Hafen werden Waren entladen, Träger bringen neue Güter an Bord. Handwerker sprechen Kunden an, Arbeiter sind auf der Suche nach Jobs. Klingende Münze wechselt den Besitzer. Manch Kaufmann verspekuliert sich aber auch bei riskanten Geschäften. Mittendrin: Adam Smith, der hier 1723 geboren wurde und auch später mehrfach für längere Zeit in seinen Heimatort lebt. Seine genauen Beobachtungen des alltäglichen Wirtschaftslebens dienen ihm als Basis für eines seiner beiden Hauptwerke, den „Der Wohlstand der Nationen“. Mit ihm begründet Smith 1776 die moderne Wirtschaftswissenschaft.
Zu jener Zeit entwickelt sich ausgerechnet das abgelegene und lange Zeit völlig verarmte Schottland neben Frankreich zu einem Zentrum der Aufklärung und des Fortschritts – nicht nur in der Ökonomie. Smiths Freund David Hume revolutioniert von Edinburgh aus die Philosophie. Der Erfinder James Watt, den Smith von der Universität in Glasgow kennt, verbessert die Dampfmaschine, eine entscheidende Voraussetzung für die industrielle Revolution. Der Geologe James Hutton beweist als erster, dass die Welt älter ist, als es die Bibel behauptet. Und der Schriftsteller Tobias George Smollet nennt Edinburgh gar eine „Brutstätte des Geistes“. (…)
Erschienen im Juni 2018 in G/Geschichte 7/2018: Schottland (€).